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Infos rund um den Dingo

in Dingos 30.03.2010 11:53
von Riven AlphaFähe | 77 Beiträge

Der Dingo (Canis lupus dingo) ist ein Haushund, der schon vor Jahrtausenden verwilderte und heute in vielen Teilen seines Verbreitungsgebietes vom Menschen völlig unabhängig lebt.

Unter der Bezeichnung Dingo wird meist der Australische Dingo verstanden, durch genetische Analysen konnten aber auch Dingopopulationen in Thailand nachgewiesen werden, wo die Tiere hauptsächlich in der Nähe der Menschen leben. Daneben gibt es andere Hundepopulationen (zum Beispiel die Neuguinea-Dingos), die zwar eine äußerliche Ähnlichkeit mit Dingos besitzen, bei denen aber bisher nicht nachgewiesen werden konnte, ob es sich tatsächlich um solche handelt.

Name [Bearbeiten]
Der Dingo hat sowohl im wissenschaftlichen als auch im umgangssprachlichen Bereich mehrere Bezeichnungen, wovon das Wort „Dingo“ die am weitesten verbreitete ist. Daneben wird auf dem australischen Kontinent inzwischen in beiden Bereichen häufig nur noch der Begriff „wilder Hund“ (englisch wild dog) benutzt, der alle Dingos, Dingo-Mischlinge und meistens auch alle anderen verwilderten Haushunde umfasst.[1][2]

Wissenschaftliche Bezeichnungen [Bearbeiten]
Der wissenschaftliche Name des Dingos veränderte sich oft seit dem Zeitpunkt seiner ersten offiziellen Namensgebung im Jahr 1792 (Canis antarcticus). Einige andere frühe Artennamen für den Dingo waren C. australasiae (1820), C. australiae (1826), C. dingoides (1915), C. macdonnellensis (1915), C. novaehollandiae (1831), C. papuensis (1879) und C. harappensis (1936).[3]

Die in den letzten 50 Jahren am häufigsten benutzte Bezeichnung für den Dingo lautet Canis familiaris dingo, die den Dingo als Unterart des Haushundes und den Haushund als eigene Art ansieht. In der Taxonomie zur Zeit am meisten anerkannt ist die Bezeichnung Canis lupus dingo, allerdings wird dieser Name in der Literatur nicht sehr häufig verwendet.[2] Daneben sind die Bezeichnungen Canis dingo[4][5], die den Dingo als eigene Art bezeichnet, sowie Canis lupus familiaris dingo[6] in Gebrauch.

Umgangssprachliche Bezeichnungen [Bearbeiten]
In der Umgangssprache ist die am weitesten verbreitete Bezeichnung für diesen Hund das Wort „Dingo“. Sie stammt aus den frühen Tagen der europäischen Besiedlung in New South Wales und leitet sich vermutlich von dem Wort Tingo ab, das die zahmen Hunde der Aborigines im Gebiet von Port Jackson bezeichnete.[7]

Je nach Sprache der Ureinwohner haben Dingos in Australien unterschiedliche Namen. Dazu zählen unter anderem Joogong, Mirigung, Noggum, Boolomo, Papa-Inura, Wantibirri, Maliki, Kal, Dwer-da, Kurpany, Aringka, Palangamwari und Warrigal.[2] Dabei gibt es durchaus auch unterschiedliche Bezeichnungen, je nachdem, wo die Hunde leben. Die Yarralin haben zum Beispiel für die Hunde, die bei ihnen leben, das Wort Walaku, für die wilden Dingos aber den Begriff Ngurakin.[8]

Je nach Gebiet werden Dingos mitunter als Bergdingos, Steppendingos, Wüstendingos, Nord-Dingos, Kap York-Dingos oder tropische Dingos bezeichnet. In jüngerer Zeit begann man, den australischen Dingo auch als „einheimischen australischen Hund“ (englisch Australian native dog)[9] oder als „australischen Wolf“[10] zu bezeichnen.

Äußere Merkmale [Bearbeiten]

Ein typischer, wild lebender Dingo.Der Dingo ähnelt in vielen Merkmalen südostasiatischen Haushunden und indischen Pariahunden. Die Augenfarbe variiert von gelb über orange bis zu braun.

Körperbau [Bearbeiten]
Dingos haben einen relativ breiten Kopf, eine spitz zulaufende Schnauze und Stehohren. Im Vergleich zu anderen Haushunden gleicher Größe haben Dingos eine längere Schnauze, größere und längere Zähne und einen flacheren Schädel.

Der durchschnittliche Dingo hat eine Schulterhöhe von 52 bis 60 cm und ist von der Nase bis zur Schwanzspitze 117 bis 124 cm lang. Er wiegt 13 bis 20 kg, es wurde aber auch schon ein wilder Dingo von 27 kg Gewicht beobachtet.[11] Männchen sind in der Regel größer und schwerer als Weibchen des gleichen Alters. Dingos aus Nord- und Nordwestaustralien sind größer als die in Zentral- und Südaustralien und alle australischen Dingos sind größer und schwerer als ihre asiatischen Verwandten.

Die Beine sind ungefähr halb so lang wie Körper und Kopf zusammen. Die Hinterfüße machen etwa ein Drittel der Hinterbeine aus und haben keine fünfte Kralle.[2] Beim Dingo können sowohl Säbelruten (normalerweise senkrecht hochgestellt und am Ende kopfwärts geneigt) als auch ein über dem Rücken getragener Schwanz auftreten.


Ein seltener weißer Dingo. Fell [Bearbeiten]
Das Fell erwachsener Dingos ist kurz, am Schwanz buschig und in Dichte und Länge je nach Klima unterschiedlich. Die Fellfarbe ist meistens rot bis sandfarben, sie kann aber auch schwarz mit braun-gelblichen Zeichnungen und gelegentlich völlig schwarz, hellbraun oder weiß sein. Völlig schwarze Dingos waren wohl früher in Australien häufig, sie wurden in jüngster Zeit aber nur selten gesichtet und treten in Asien inzwischen häufiger auf als in Australien.[7]

Die meisten Dingos sind mindestens zweifarbig, wobei am häufigsten kleine weiße Markierungen auf der Brust, am Maul, an der Schwanzspitze und den Pfoten oder Beinen sind. Bei rötlichen Individuen kommen feine markante dunkle Schulterstreifen vor. Alle anderen Färbungen und Färbungsmuster bei ausgewachsenen Dingos gelten als Hinweis auf eine Vermischung mit anderen Haushunden.[2]

Kommunikation [Bearbeiten]
Wie alle Haushunde neigen auch Dingos stark zur lautlichen Verständigung, nur sind es in ihrem Fall meistens Heul- und Fieptöne und nicht wie bei anderen Haushunden das Bellen. Es konnten für australische Dingos acht Lautklassen mit 19 verschiedenen Lauttypen konkretisiert werden.

Bellen [Bearbeiten]
Oft wird fälschlicherweise angenommen, dass australische Dingos gar nicht bellen würden. Im Vergleich zu den meisten anderen Haushunden bellen australische Dingos allenfalls kurz und einsilbig. Das Bellen erwies sich bei Untersuchungen als relativ wenig variabel und Untergruppen des Bellens, wie bei anderen Haushunden, wurden nicht gefunden. Zudem machte das Bellen nur 5 % aller ermittelten Lautäußerungen aus. Australische Dingos bellen nur geräuschhaft oder in der Mischung atonal/tonal, und das Bellen wurde fast nur als Warnlaut ausgestoßen. Warnbellen in homotyper Sequenz und eine Art „Warnheulen“ in heterotyper Lauffolge wurden ebenfalls gezeigt. Das Bellgeheul beginnt mit mehreren Belltönen und geht in an- und abschwellendes Geheul über und dient ebenso wie das Husten vermutlich dazu, Junge oder Rudelmitglieder zu warnen. Zudem besitzen Dingos noch einen „klagenden“ Ruf, der meist beim Annähern an Wasserlöcher ausgestoßen wird, vermutlich, um schon anwesende Dingos zu warnen.[2]

Dingos lassen sich nach bisherigem Wissensstand auch bei Kontakt mit anderen Haushunden nicht zu häufigerem Bellen animieren. Alfred Brehm berichtete allerdings von einem Dingo, der vollständig die haushundtypische Form des Bellens erlernt hatte und diese auch anwendete, während sein Bruder dies nicht tat.[12] Ob Dingos generell seltener bellen beziehungsweise bellheulen ist nicht geklärt.[13]

Heulen [Bearbeiten]

Heulende Dingos auf der Trumlerstation.Australische Dingos haben drei Grundformen des Heulens (Stöhnen, Bellheulen und Schniefen) mit mindestens 10 Variationen. Beim Heulen wurden drei grundsätzliche Arten festgestellt:

lang und anhaltend
auf- und abschwellend
kurz und abrupt
Bei jeder Art zeigten Untersuchungen eine Reihe von Abwandlungen, die Bedeutung der einzelnen Lautäußerungen ist jedoch nicht bekannt. Die Häufigkeit des Heulens variiert je nach Tages- und Jahreszeit und wird von Paarung, Abwanderung, Säugen, sozialer Stabilität und Zerstreuung beeinflusst. Ebenso kann das Heulen in Zeiten von Nahrungsknappheit häufiger sein, weil sich Dingos dann im Revier weiter verstreuen.[2] Das Heulen scheint zudem eine Gruppenfunktion zu haben und wird bisweilen als Ausdruck freudiger Erregung (beispielsweise als Begrüßungsheulen) geäußert und kam bei Untersuchungen seltener vor als unter Grauwölfen. Es kann vorkommen, dass ein Hund mit dem Heulen beginnt und einige oder alle allmählich in ein Chorheulen einfallen und vereinzelt Belllaute ausgestoßen werden. In der Wildnis heulen Dingos über weite Entfernungen, um andere Rudelmitglieder anzuziehen, andere Hunde zu finden und Eindringlinge fern zu halten. Dingos heulen mit erkennbaren Tonhöhen im Chor und mit zunehmender Zahl der Mitglieder steigt auch die Variabilität der Tonhöhen. Daher wird angenommen, dass Dingos die Größe eines anderen Rudels auch ohne Sichtkontakt abschätzen können.

Weitere Kommunikationsformen [Bearbeiten]
Knurren betrug bei Untersuchungen 65 % aller registrierten Lautäußerungen. Es wurde stets im agonistischen Kontext sowohl bei Dominanzverhalten als auch reaktiv als Abwehrlaut geäußert. Reaktiv aus der Defensive konnte es (wie bei vielen anderen Haushunden) nur selten oder gar nicht registriert werden. Das Knurren kommt häufig in Kombination mit anderen Lauten vor und wurde fast ausschließlich in seiner geräuschhaften Form (ähnlich wie das Bellen) registriert. Mischlaute werden relativ häufig im Kontext der Agonistik ausgestoßen, hauptsächlich Knurrmischlaute.[13]

Bei Untersuchungen in Deutschland wurde unter australischen Dingos eine Lautäußerung festgestellt, die von den Forschern „Schrappen“ genannt wurde. Sie trat ausschließlich im agonistischen Kontext auf, oftmals als Abwehr gegen aufdringliche Jungtiere und bei der Ressourcenverteilung. Dabei handelt es sich um eine Beißabsicht, bei der der Adressat jedoch nie berührt oder gar verletzt wird, sondern nur ein leises aber deutliches Aufeinanderschlagen der Zähne zu hören ist.[13]

Neben der Verständigung durch Laute kommunizieren Dingos wie andere Haushunde durch das Verteilen von Gerüchen über Scheuern, Koten und Urinieren an auffälligen Objekten, wie Grasbüscheln, und an Treffpunkten, wie Wasserstellen, Pfaden und Jagdgründen. Männchen markieren auch hier häufiger als Weibchen, und bei beiden sind Heulen und Markieren besonders häufig während der Paarungszeit. Ebenso wälzen sich Dingos in Gerüchen, die mit Beute oder Bekannten assoziiert werden.[2]

Lebensweise [Bearbeiten]

Ruhender Dingo.In wärmeren Gebieten sind Dingos oft nachtaktiv, in kühleren Regionen häufiger tagsüber. Dingos haben ihre Hauptaktivitätszeiten bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Die Aktivitätsperioden sind kurz (oft weniger als eine Stunde) und mit kurzen Ruhephasen durchsetzt. Sie besitzen zwei Arten von Streifgängen: einen „Suchgang“, der anscheinend mit der Jagd in Verbindung steht, und einen „Erkundungsgang“, der wohl dem Kontakt und der Kommunikation mit Artgenossen dient.[14][15]

Generell sind Dingos Menschen gegenüber scheu. Es sind jedoch einige Fälle bekannt, wo sie sich von dem Anblick von Menschen wenig beeindruckt zeigten, beispielsweise an Zeltplätzen in Nationalparks, in der Nähe von Straßen und in Vororten.[16][11] Laut Studien in Queensland bewegen sich die dortigen wilden Hunde im urbanen Bereich nachts völlig frei durch die Grundstücke, überqueren Straßen und kommen gut zurecht.[17]

Nahrung [Bearbeiten]
Bei Dingos in Australien wurden 170 Tierarten (von Insekten bis zu Büffeln) als Teil der Nahrung nachgewiesen, generell scheint aber der Anteil von Nutzvieh an der Nahrung gering zu sein.[2] Bei kontinentalweiten Untersuchungen bestanden 80 % der Nahrung wilder Hunde aus 10 Arten: Rotes Riesenkänguru, Sumpfwallaby, Rind, Düsterratte, Spaltfußgans, Fuchskusu, Langhaarratte, Flinkwallaby, Wildkaninchen und Nacktnasenwombat. Diese enge Auswahl an Hauptbeute deutet darauf hin, dass sie eher Spezialisten als Opportunisten sind,[7] aber in den tropischen Feuchtwäldern von Nordost-Australien sollen die dortigen Dingos opportunistische Jäger eines breiten Spektrums von Säugern sein.[18] In bestimmten Gebieten spezialisieren sie sich für gewöhnlich auf die jeweils häufigste Beute, wobei mittelgroße bis große Säuger bevorzugt werden. Es wurde auch der Verzehr von Rotfüchsen und Hauskatzen nachgewiesen.[19] Nichtsäuger werden nur gelegentlich gefressen und machen nicht mehr als 10 % der Nahrung aus. Große Reptilien werden zumindest in Ostaustralien nur selten erbeutet, obwohl sie weit verbreitet sind. Möglicherweise sind vor allem große Warane zu wehrhaft und gut bewaffnet oder einfach fähig, schnell genug in Baue oder auf Bäume zu flüchten.


Ein Dingo nahe dem DingozaunDie Zusammensetzung der Nahrung variiert von Region zu Region. So stellen in der Golfregion von Queensland verwilderte Hausschweine und Flinkwallabys einen wichtigen Teil der Nahrung dar. In den nördlichen Feuchtwäldern besteht die Hauptbeute aus Spaltfußgänsen, Nagetieren und Flinkwallabys. In den südlichen Gebieten des Nord-Territoriums aus Kaninchen, Nagetieren, Echsen und Roten Riesenkängurus, im trockenen Zentralaustralien aus Kaninchen, Nagetieren, Eidechsen, Roten Riesenkängurus und Rinderkadavern und im trockenen Nordwesten aus Berg- und Roten Riesenkängurus. In den Wüsten des Südwestens fressen sie hauptsächlich Kaninchen und in den östlichen und südöstlichen Hochlanden Wallabys, Possums und Wombats. Inwieweit die Verfügbarkeit von Kaninchen die Zusammenstellung der Nahrung beeinflusst, ist noch nicht geklärt, da aber zum Ende des 20. Jahrhunderts die Anzahl der Kaninchen in Australien aufgrund der Chinaseuche stark abnahm, wird angenommen, dass sich die Hauptnahrung der Dingos in den betroffenen Gebieten verändert hat. Auf Fraser Island wurden auch Fische als großer Teil der Nahrung nachgewiesen. Der Hauptteil bestand aber aus zwei Bandicoot- und verschiedenen Rattenarten. Ebenso fraßen sie relativ große Mengen an Echidnas, Krabben, kleinen Skinks, Früchten und anderen Pflanzen, sowie Insekten (meistens Käfer). Bei diesen Untersuchungen enthielten nur 10 % der Kotproben menschliche Abfälle (in einer früheren Studie wurden 50 % berichtet).

Im Fall von Aas werden vor allem Rinder und Kängurus gefressen. Dingos in Küstenregionen patrouillieren regelmäßig an den Stränden und fressen dort tote Fische, Seehunde, Pinguine und andere angeschwemmte Vögel.[7]

In Asien leben nur wenige Dingos völlig unabhängig vom Menschen, und ihre Hauptnahrung besteht aus Kohlenhydraten (Reis, Früchte und andere Essensreste), die von Menschen bereitgestellt werden. In ländlichen Gegenden Thailands und Sulawesis wurden Dingos beobachtet, die Insekten, Ratten, Echsen und andere lebende Beute entlang der Straßen, in Reisfeldern und Wäldern jagten.[2]

Wilde Hunde trinken in der Regel pro Tag im Sommer etwa einen Liter und im Winter zirka einen halben Liter. Im Winter können Dingos in trockenen Gebieten eventuell nur von dem Wasser leben, das sie aus ihrer Beute beziehen, sofern genug Beute vorhanden ist. Ebenso können entwöhnte Welpen in Zentralaustralien ihr ganzes Wasser aus der Nahrung beziehen. Dort wurde auch beobachtet, wie Weibchen ihren Jungen Wasser hervorwürgten. Während der Stillzeit haben Weibchen in Gefangenschaft keinen höheren Wasserbedarf als sonst, da sie die Fäkalien und den Urin der Welpen fressen und damit sowohl das Wasser wiederverwerten als auch die Wurfhöhle sauber halten.[7]

Jagdverhalten [Bearbeiten]
Dingos töten oft durch Kehlbiss und passen ihr Jagdverhalten den jeweiligen Gegebenheiten an. Die Jagd auf große Beutetiere benötigt wegen deren Kraft und potentiellen Gefahr in der Regel zwei oder mehr Individuen. Solche Gruppenformationen sind bei der Jagd auf Kaninchen und andere kleine Lebewesen unnötig.

Jagd auf Kängurus ist in offenem Land vermutlich erfolgreicher als in dichter Vegetation und Junge werden dabei wohl öfter getötet als ausgewachsene Tiere. Sie werden meistens erlegt, indem ein Dingo ein Känguru den anderen Rudelmitgliedern zutreibt. Zudem wurde auch beobachtet wie Dingos Kängurus erlegen indem sie ihre Beute auf einen Zaun zu jagten, der ihnen den Weg abschnürt.[20] Vögel können erbeutet werden, wenn sie nicht fliegen oder nicht schnell genug vom Boden abheben können. Dingos jagen auch beispielsweise Adlern die erlegte Beute ab. Eine Zusammenarbeit von drei Dingos zum Erlegen eines großen Warans konnte beobachtet werden[21] und auf Fraser Island sollen sie koordiniert wilde Pferde erbeutet haben.[22] Ebenso wurde dort aktives Fischfangverhalten nachgewiesen. Es gibt auch Berichte, wonach sich einige Dingos dort praktisch nur von menschlichem Essen ernähren und andere mehr oder weniger oft menschliche Nahrung stehlen, auflesen oder darum betteln. Tatsächlich sind Dingos in einigen Gegenden Australiens für solches Verhalten bekannt. Es wird angenommen, dass dies möglicherweise zum Verlust von Jagdtechniken und Änderungen in sozialen Strukturen führen könnte.[23]

Bei Untersuchungen am Fortescue-Fluss Mitte der 1970er Jahre wurde beobachtet, wie die meisten der beobachteten Dingos schnell lernten, Schafe zu jagen und zu töten, auch wenn sie vorher nie Kontakt zu Schafen hatten. Obwohl die Dingos damals viele Schafe töteten, erlegten und fraßen sie nach wie vor Kängurus. Bei der Jagd auf Schafe wurde in den frühen 1990er Jahren beobachtet, dass wilde Hunde bei diesen eine außerordentlich hohe Erfolgsquote haben und nicht koordiniert jagen müssen, um diese zu erlegen. Oft verfolgte ein Hund ein Schaf nur und holte es sogar ein, nur um dann plötzlich ein anderes zu verfolgen. Somit werden nur wenige der verletzten oder erlegten Schafe und Ziegen auch gefressen (was eher die Regel als die Ausnahme zu sein scheint). Vermutlich verfallen sie in eine Art „Tötungsraserei“, aufgrund des eher panischen und unkoordinierten Fluchtverhaltens der Schafe, die den Dingos dabei immer wieder vor die Nase laufen und so eine Attacke nach der anderen auslösen. Dingos greifen Schafe oft von hinten an, während diese weglaufen, wodurch Verletzungen an den Hinterbeinen entstehen. Dabei werden die Schafböcke in der Regel von der Seite – vermutlich um den Hörnern der Böcke auszuweichen – und manchmal an den Hoden angegriffen. Unerfahrene Dingos oder solche, die „aus Spaß“ töten, verursachen mitunter erheblichen Schaden an den Hinterbeinen von Schafen, die oft zum Tod führen.[24][25]

Fast alle Angriffe wilder Hunde auf Rinder und Büffel richten sich auf die Jungtiere. Der Jagderfolg hängt dabei von der Gesundheit und Kondition der erwachsenen Rinder ab und ihrer Fähigkeit, die Jungen zu verteidigen. Das Verteidigungsverhalten der Mutterkuh kann schon ausreichen, um einen Angriff abzuwehren. Die Grundtaktiken sind daher: Ablenken der Mutterkuh, Aufscheuchen der Gruppe und Abwarten (mitunter für Stunden) und Austesten der Herde, um die schwächsten Mitglieder ausfindig zu machen. Beim Auffinden einer Rinderherde wurde beobachtet, wie die Dingos zuerst mehrere Scheinangriffe durchführten, wobei sie sich zuerst auf die Kälber konzentrierten und später die Mutterkühe angriffen, um sie abzulenken. Die Dingos zogen sich daraufhin zurück und warteten in einiger Entfernung ab, bis die übrigen Kühe ihre Kälber gesammelt hatten und abzogen. Bei anderer Gelegenheit wurde beobachtet, wie „Untergruppen“ eines Dingo-Rudels sich bei einem Angriff so lange mit Angreifen und Ausruhen abwechselten, bis die Mutterkuh zu erschöpft war, um das Kalb weiterhin ausreichend verteidigen zu können. Bei der Jagd von sechs Dingos auf einen vermutlich 200 kg schweren Büffel wechselten die Dingos sich mit dem Beißen in die Beine des Büffels während der Verfolgung ebenfalls ab.[7][26]

Sozialverhalten [Bearbeiten]

Zwei Dingos.Obwohl Dingos in der Regel allein beobachtet werden (besonders in Gebieten, in denen der Dingo bekämpft wurde), gehören die meisten zu einer sozialen Gruppe, deren Mitglieder sich gelegentlich treffen und während der Paarungszeit dauerhaft zusammen sind, um sich fortzupflanzen und Junge aufzuziehen. Dingos sind in der Regel hochsoziale Wesen und formen, wo sie können, stabile Rudel mit festen Revieren, die sich nur wenig mit denen benachbarter Rudel überschneiden. Eindringlinge werden meistens getötet. Diese Rudel bestehen in der Regel aus drei bis zwölf Individuen (meist das Alpha-Paar sowie der aktuelle Nachwuchs und der des Vorjahres), die ein Territorium das ganze Jahr über besetzen. Es gibt aber regionale Varianten, die die flexible soziale Struktur der Dingos zeigen. Anscheinend fördert die Spezialisierung auf größere Beute soziales Verhalten und die Formierung größerer Gruppen. Während Dürrezeiten splittern sich Dingo-Rudel in Australien auf und die Sterblichkeit ist für alle Rudelmitglieder hoch, unabhängig vom sozialen Status.

Rudel haben unterschiedliche (aber nicht völlig unabhängige) Hierarchien für Männchen und Weibchen, wobei die Rangordnung hauptsächlich durch ritualisierte Aggression hergestellt wird, besonders unter Männchen. Imponieren und agonistisches Verhalten tritt bei australischen Dingos nur reduziert auf. Ernstkämpfe wurden nur in wenigen Fällen und unter extremen Bedingungen beobachtet. Ranghöhere Hunde zeigen dieses Verhalten gelegentlich, um ihren Status zu untermauern, während rangniedrige eher konfliktvorbeugendes Verhalten zeigen.

Größere Rudel sind oft in Teilgruppen flexiblerer Größe und Zusammensetzung aufgeteilt. Daneben können in bereits besetzten Gebieten auch einige Einzelgänger mit losem Kontakt inklusive Beteiligung am Nahrungserwerb bei den Gruppen leben. Wüstengebiete weisen kleinere Gruppen von Dingos mit loserem Territorialverhalten und überlappender Nutzung der wenigen Wasserstellen auf.[27] Bei Dingos auf Fraser Island betrug die Rudelgröße zwei bis neun Hunde mit überlappenden Territorien. Allerdings gab es dort auch einen sehr hohen Anteil von Infantizid, vermutlich aufgrund der möglicherweise zu hohen Dingodichte im Verhältnis zur Größe der Insel und der Beutepopulationen.[23]


Vier Dingos in der Trumlerstation Wolfswinkel.Territoriumsgröße und individuelle Gebiete verändern sich je nach Verfügbarkeit von Beute, stehen aber nicht in Verbindung mit der Rudelgröße. Wilde Hunde bewegen sich nur wenig außerhalb ihrer Territorien. Die Gebiete einzelner Individuen können sich stark überlappen. Wenn sich die Territorien benachbarter Rudel überlappen, wird direkter Kontakt weitestgehend vermieden. Wie groß das Territorium und damit die Streifgebiete der Hunde sind, hängt zum großen Teil von der Verfügbarkeit von Ressourcen ab. Streifgebiete sind in der Regel stabil, können sich aber mit der Zeit aufgrund äußerer Umstände oder Veränderungen in der sozialen Organisation ändern. Individuen, die beginnen sich vom Rudel zu lösen, haben größere Streifgebiete, bevor sie letztlich abwandern.

Territorien um Gebiete, die von Menschen genutzt werden, neigen dazu, kleiner zu sein und eine relativ höhere Zahl an Dingos zu enthalten aufgrund der leichteren Verfügbarkeit von Nahrung. Laut Studien in Queensland haben die dortigen wilden Hunde im urbanen Bereich kleinere Territorien von mitunter nur zwei bis drei Kilometern im Durchmesser. Es wurde bereits ein Revier eines einzelnen Dingos nachgewiesen, das nur aus einem kleinen Flecken Buschland am Rand einer Grundschule im Herzen einer großen Kleinstadt bestand.[11]

Die meisten Dingos bleiben in der Nähe ihres Geburtsgebietes und wandern pro Tag nicht mehr als 20 km, aber einige, besonders junge Männchen, wandern ab. Die Größe der Streifgebiete von Individuen nimmt mit dem Alter zu. Die größten beobachteten Streifgebiete (90–300 km²) gibt es in den Wüsten Südwestaustraliens. Im Zentrum des Nord-Territoriums wurden Streifgebiete von bis zu 270 km² beobachtet.[28] Streifgebiete anderswo betragen 45–113 km² in Nordwestaustralien, 25–67 km² für Zentralaustralien, durchschnittlich 39 km² im tropischen Norden und 10–27 km² in den Bergwäldern Ostaustraliens.

Fortpflanzung und Jungenaufzucht [Bearbeiten]

Dingowelpen aus dem Tierpark Berlin.Dingos pflanzen sich einmal im Jahr fort, abhängig vom Östrus-Zyklus der Weibchen, die nach den meisten Quellen nur einmal im Jahr in Östrus kommen. Dingohündinnen können zweimal im Jahr läufig werden, aber nur einmal trächtig und beim zweiten Mal höchstens scheinträchtig.[29][30]

Die Männchen sind in den meisten Gebieten das ganze Jahr über zeugungsfähig, haben aber im Sommer meist eine geringere Spermienproduktion. Bei Untersuchungen an Dingos aus den östlichen Hochländern und Zentralaustralien in Gefangenschaft konnte bei den Männchen ebenfalls kein Fortpflanzungszyklus festgestellt werden, sie waren das ganze Jahr über zeugungsfähig. Die Fortpflanzung wurde allein durch die Hitzezyklen der Weibchen gesteuert. Zwar stieg der Testosteronspiegel der Männchen während der Paarungszeit an, dies wurde aber auf die Anwesenheit läufiger Weibchen und Kopulationen zurückgeführt. Im Gegensatz dazu gab es bei gefangenen Dingomännchen aus Zentralaustralien sehr wohl Hinweise auf einen Fortpflanzungszyklus der Männchen. Diese zeigten an läufigen Hündinnen (in dem Fall keine Dingos) außerhalb der Paarungszeit von Januar bis Juli kein Interesse und paarten sich auch nicht mit ihnen.[31]

Die Paarungszeit liegt in Australien zwischen März und Mai (laut anderen Quellen April und Juni). In Südostasien erfolgt die Paarung zwischen August und September. Während dieser Zeit können Dingos ihre Territorien aktiv verteidigen und nutzen dabei Lautäußerungen, Dominanzverhalten, Knurren und Beißen.

Die meisten Weibchen beginnen in der Wildnis mit der Fortpflanzung im Alter von zwei Jahren, und in Rudeln neigt das Alpha-Weibchen dazu, vor den rangniedrigeren Weibchen paarungsbereit zu sein und kann deren Fortpflanzungsbestreben unterdrücken. Männchen werden im Alter von ein bis drei Jahren fortpflanzungsfähig. Der präzise Beginn und das Ausmaß der Fortpflanzung variiert mit dem Alter, sozialem Status, geographischem Spielraum und jahreszeitlichen Bedingungen. Bei Dingos in Gefangenschaft dauerten Voröstrus und Östrus 10–12 Tage. Es wird aber vermutet, dass der Voröstrus in der Wildnis bis zu 60 Tage anhalten könnte.[2]

In einem Rudel pflanzt sich in der Regel nur das Alpha-Paar erfolgreich fort und die anderen Rudelmitglieder helfen bei der Aufzucht der Welpen. Rangniedrige Individuen werden durch das Alpha-Paar aktiv von der Fortpflanzung abgehalten und einige rangniedere Weibchen kommen in eine Scheinschwangerschaft. Durch das Aufbrechen der Rudelstruktur, beispielsweise durch Tötungen, können auch rangniedrige Individuen eines Rudels erfolgreich Aufzucht von eigenen Jungen betreiben und es gab Beobachtungen von gelungenen Fortpflanzungen von Einzelgängern.


Ein männlicher Dingo mit seinen Welpen.Die Tragezeit beträgt 61 bis 69 Tage und die Wurfgröße kann von eins bis zehn Welpen gehen (in der Regel fünf Welpen), wobei die Zahl der Männchen meist höher ist. Welpen von rangniedrigen Hündinnen werden von der Alpha-Hündin getötet, wodurch eine Erhöhung der Population auch in guten Jahren eher niedrig ist. Möglicherweise ist dieses Verhalten zur Populationskontrolle eine Anpassung an die unbeständigen Umweltbedingungen Australiens. Welpen werden in Australien in der Regel zwischen Mai und August (also im Winter) geworfen. In tropischen Regionen kann es zu jeder Zeit im Jahr zur Fortpflanzung kommen.

Die Welpen verlassen die Wurfhöhle erstmals im Alter von drei Wochen und verlassen sie völlig mit acht Wochen. Die Wurfhöhlen liegen in Australien meist unter der Erde. Berichtet wurden Höhlen in vergrößerten Kaninchenbauten, Felsformationen, unter Geröll in trockenen Flussbetten, unter großen Spinifex-Grasbüscheln, in hohlen Baumstämmen, unter umgestürzten Bäumen, zwischen vorstehenden Baumwurzeln, in vergrößerten Waranhöhlen und alten Wombatbauten. Die Welpen streunen in der Regel im Umkreis von 3 km um die Wurfhöhle umher und werden bei längeren Strecken von älteren Hunden begleitet. Die Umstellung auf feste Nahrung erfolgt meist durch alle Mitglieder des Rudels im Alter von neun bis zwölf Wochen. Die Jungen lernen neben eigener Erfahrung durch Beobachtungen der Eltern.[32] Die Jungtiere werden gewöhnlich im Alter von drei bis sechs Monaten selbständig, oder sie verlassen das Rudel mit zwölf Monaten freiwillig, wenn die nächste Paarungszeit beginnt.

Wanderverhalten [Bearbeiten]
Meistens sind Dingos standorttreu und wandern nicht saisonal. Wenn aber Nahrung in „sicheren“ Gebieten rar wird, wandern Dingos in land- und viehwirtschaftliche Gebiete ab, in denen intensive menschliche Eindämmungsmaßnahmen vorhanden sind. Schon in den 1970er Jahren wurde in Westaustralien festgestellt, dass junge Hunde dabei weite Strecken zurücklegen können. Ungefähr 10 % der damals gefangenen Hunde – alle jünger als zwölf Monate – wurden später weit entfernt vom ersten Standort wieder eingefangen. Bei diesen 10 % lag die zurückgelegte Entfernung für Männchen bei 21,7 km und für Weibchen bei 11 km.[33] Dabei hatten wandernde Dingos geringere Überlebenschancen in fremden Territorien und es gilt daher als unwahrscheinlich, dass sie lange Wanderungen durch besetzte Gebiete überleben würden. Die Seltenheit langer Wanderungen scheint diese Annahme zu bestätigen. Bei Untersuchungen in den Nullarbor Ebenen wurden noch weitere Wanderungen festgestellt. Die längste Wanderroute eines mit einem Sender ausgestatteten Dingos betrug ungefähr 250 km.

Gesundheit und Sterblichkeit [Bearbeiten]
Dingos sind für dieselben Krankheiten anfällig wie andere Haushunde. Bisher konnten 38 Arten von Parasiten und Krankheitserregern bei australischen Dingos festgestellt werden. Der Großteil dieser Erkrankungen hat nur geringen Einfluss auf das Überleben erwachsener wilder Hunde. Zu den Ausnahmen gehören Staupe, Hakenwürmer und Herzwürmer in Nordaustralien und dem südöstlichen Queensland. Welpen werden ebenfalls von Lungenwürmern, Peitschenwürmern, Hepatitis, Kokzidien, Läusen und Zecken getötet. Räude ist eine weit verbreitete parasitäre Erkrankung in den Dingopopulationen Australiens, aber nur selten kräftezehrend. Wilde Hunde sind die Endwirte für Echinokokkose-Bandwürmer und haben eine Infektionsrate von 70 bis 90 %, sie sterben aber nicht an ihnen.

Die Angaben über das durchschnittliche Alter von Dingos in der Wildnis schwanken zwischen fünf und zehn Jahren. In Gefangenschaft wird ein Alter von 13 bis 15 Jahren[9], in Ausnahmefällen sogar bis zu 24 Jahren[34] beobachtet. Dingos werden hauptsächlich von Menschen, Krokodilen sowie anderen Haushunden, Dingos eingeschlossen, getötet. Als weitere Ursachen für Dingosterblichkeit gelten Verhungern und/oder Dehydrierung während Dürreperioden oder nach schweren Buschbränden, Infantizid, Schlangenbisse, Tötungen von Welpen durch Keilschwanzadler sowie Verletzungen durch Büffel und Hausrinder.

Verbreitung [Bearbeiten]
Bei Dingos kann nur eine grobe Einteilung ihres Verbreitungsgebietes mit der entsprechenden Populationsdichte vorgenommen werden. Exakte Angaben über die Verbreitung von Dingos und anderen Haushunden zu machen ist schwierig, da die genauen Ausmaße der Vermischung von Dingos mit anderen Haushunden nicht bekannt sind. Daher beziehen sich die folgenden Angaben zur Verbreitung von Dingos auf Hunde, die basierend auf Fellfarbe, Körperform und Fortpflanzungszyklus dem Dingo zugeordnet wurden und Karten zum Verbreitungsgebiet können sich auch widersprechen.

Verbreitung in der Vergangenheit [Bearbeiten]
Basierend auf fossilen, molekularen und anthropologischen Hinweisen wird angenommen, dass Dingos einst eine weitreichende Verbreitung gehabt haben könnten. Die damaligen Dingos hätten daher mit nomadischen Jäger-und-Sammler-Gesellschaften und später den aufblühenden agrarwirtschaftlichen Bevölkerungszentren in Verbindung gestanden. Dort wären sie gezähmt und nachfolgend durch die Welt transportiert worden. Als älteste Dingofossilien gelten Funde aus Thailand und Vietnam, die auf etwa 5500 Jahre beziehungsweise 5000 Jahre geschätzt wurden. In den Indonesischen Hochländern variiert das Alter der Funde von maximal 5000 Jahren bis (meistens) 2500 bis 3000 Jahren.

Ursprünglich nahm man an, dass der Dingo durch die Aborigines im Pleistozän in Australien eingeführt wurde, was zur Verwirrung in Bezug auf die Nomenklatur des Dingos führte. Heute geht man meistens davon aus, dass der Dingo vor 4000 Jahren in Australien ankam, da die frühesten stichhaltigen Hinweise auf Dingos auf ein Alter von zirka 3500 Jahren datiert und Fossilien aus ungefähr dieser Zeit in ganz Australien gefunden wurden, was für eine schnelle Besiedlung spricht. Funde aus Tasmanien, das vor etwa 12.000 Jahren durch den Anstieg des Meeresspiegels vom Kontinent getrennt wurde, fehlen. Daher deuten archäologische Daten auf eine Ankunft vor 3500 bis maximal 12.000 Jahren hin. Um Australien von Asien aus zu erreichen, hätten selbst bei niedrigstem Meeresspiegel mindestens 50 km offene See überquert werden müssen. Da es keinen Fall eines großen Landtieres gibt, das solch eine Reise von allein geschafft hätte, wurden die Vorfahren der heutigen Dingos höchstwahrscheinlich von asiatischen Seefahrern mit Booten dort hin gebracht.[35] Ein Tanz der einheimischen Bevölkerung entlang der Küstenregionen von Kimberley, bei dem sie Hunde darstellen, die aufgeregt auf einem Boot hin und her rennen und letztendlich ins Wasser springen, wird als weiterer Hinweis der Einfuhr der Dingos durch Seefahrer gewertet.[36] Vermutlich dienten diese Hunde den Seefahrern als Nahrung, eventuell auch als Wachhunde. Möglicherweise kam der Dingo im Zuge der Ausbreitung der austronesischen Kultur nach Australien und auf die Inseln Südostasiens und des Pazifiks.


Mögliche Wanderroute der Dingos auf dem Weg nach Australien.Es gibt zwei Haupthypothesen zum geographischen Ursprung und zum Wanderweg der Vorfahren des heutigen Dingos und deren Ankunft in Australien:[37]

Ein Ursprung in Ostasien und eine Wanderroute über die südostasiatischen Inseln aufgrund der Nähe zu Australien und der relativ leichten Erreichbarkeit über die Inseln des südostasiatischen Archipels. Diese Theorie wird durch genetische Untersuchungen an mtDNA von australischen Dingos unterstützt.[35]
Eine Einfuhr von Schäferhunden aus dem Industal in Asien über die Insel Timor durch indische Seefahrer, basierend auf der Ähnlichkeit in der Anatomie des Skeletts von indischen Pariahunden und indischen Wölfen. Zudem wird bei dieser Theorie angeführt, dass die ältesten Knochenfunde 4000 Jahre alt sind und auf Timor gefunden wurden, wo sie eine Zeitlang mit Schafen und Schweinen koexistierten. Diese Theorie würde durch die Annahme unterstützt, dass das zeitgleiche Auftauchen gewisser Steinwerkzeuge in Australien durch Indien beeinflusst wurde, die aber von anderer Seite bestritten wird.
Ob es mehrere Ankünfte von Dingos oder nur eine einzige in Australien gegeben hat, ist noch nicht geklärt.

Die erste offizielle Erwähnung eines „wilden Hundes“ in Australien stammt aus dem Jahr 1699 von Kapitän William Dampier[38]. Damals waren Dingos wohl über den ganzen Hauptteil Australiens verbreitet und lebten sowohl wild als auch zusammen mit den Aborigines. Sie wurden von den europäischen Siedlern meistens toleriert und mitunter zu sich genommen. Die Zahl der Dingos war damals aber vermutlich niedrig und die Häufigkeit der Dingos hat sich seitdem in einigen Teilen Australiens erhöht. Ihre Zahl nahm wahrscheinlich in den 1880er Jahren durch die Etablierung der Weidewirtschaft und artesischen Wasserstellen stark zu und hatte in den 1930er bis 1950er Jahren wohl ihren Höhepunkt. Danach blieb sie hoch, allerdings hat der Anteil der Dingomischlinge mit der Zeit stark zugenommen.

Heutige Verbreitung [Bearbeiten]

Mögliches Verbreitungsgebiet des Dingos (rot), die rote Fläche in Papua-Neuguinea zeigt die mögliche Verbreitung des Hallstromhundes.
Verbreitungskarte von Dingos in Australien, die schwarze Linie repräsentiert den Dingozaun (nach Fleming et al 2001).Dingos bewohnen heute alle Habitate, eingeschlossen schneebedeckte Bergwälder in Ostaustralien, trockene heiße Wüsten in Zentralaustralien, sowie tropische Feuchtgebiete in Wäldern Nordaustraliens. Die Abwesenheit von Dingos in vielen Grasländern Australiens beruht auf der Verfolgung durch den Menschen. Basierend auf Schädelmerkmalen, Größe, Fellfarbe und Fortpflanzung, scheint es regional verschiedene Populationen zwischen Asien und Australien, aber nicht innerhalb Australiens zu geben.

Heute besteht die Gesamtpopulation von wilden Hunden auf dem australischen Kontinent neben dem Dingo aus einer breiten Palette von verwilderten Haushunden (meistens Mischlingshunde oder Dingomischlinge) mit enormer farblicher Variabilität. Aufgrund der erhöhten Verfügbarkeit von Wasser, heimischer und eingeführter Beute, sowie Nutzvieh und Nahrung aus Menschenhand gilt ihre Zahl in Australien als steigend. Aus einigen Teilen Australiens gibt es Berichte, wonach wilde Hunde jetzt im Rudel jagen, obwohl sie früher einzeln gejagt haben.[39] Die Dichte von wilden Hunden variiert zwischen 0,03 und 0,3 Prozent pro km² je nach Habitat und Verfügbarkeit von Beute.

„Reine“ Dingos gelten in Nord-, Nordwest- und Zentralaustralien als weit verbreitet, selten in Süd- und Nordostaustralien und möglicherweise als ausgestorben in den südöstlichen und südwestlichen Gebieten. Die Etablierung der Landwirtschaft führte zu einem starken Rückgang der Dingos, und sie wurden aus den Gebieten der Schafindustrie praktisch vertrieben. Das betrifft vor allem weite Teile von Süd-Queensland, New South Wales, Victoria und South Australia. Durch die Errichtung des Dingozaunes wird diese Situation aufrechterhalten. Auch wenn Dingos in den meisten Gebieten des südlichen Südaustraliens ausgelöscht wurden, existieren sie noch auf etwa 58.000 km² im trockenen Norden nördlich des Hundezaunes und damit auf etwa 60 % des gesamten Gebietes. In Victoria konzentrieren sich wilde Hunde heute auf die dicht bewaldeten Regionen der östlichen Hochländer, von der Grenze zu Neusüdwales südlich bis nach Healesville und Gembrook. Ebenso existieren sie in der Großen Wüste im Nordwesten des Staates. Populationen von wilden Hunden existieren in New South Wales heute hauptsächlich entlang des Australischen Berglandes und den Hinterländern an der Küste, sowie im Sturt-Nationalpark im Nordwesten des Staates. Im Rest des Kontinents gelten Dingos als weit verbreitet, mit Ausnahme der trockenen östlichen Hälfte Western Australias. In den angrenzenden Gebieten South Australias und des Northern Territory gelten sie von Natur aus als selten. Im Northern Territory sind wilde Hunde weit verbreitet, mit Ausnahme der Tanami und der Simpson-Wüste, wo sie aufgrund von fehlenden Wasserstellen selten sind. Lokale Konzentrationen von Dingos gibt es dort in Gebieten mit künstlichen Wasserstellen. Laut DNA-Untersuchungen im Jahr 2004 leben auf Fraser Island ausschließlich „reine“ Dingos.[40] Allerdings kamen Schädeluntersuchungen in den 1990ern Jahren zu einem anderen Ergebnis.[41]

Außerhalb Australiens gibt es Dingos nachweislich in Thailand, basierend auf Vergleichen von Schädeln thailändischer Hunde mit denen fossiler und gegenwärtiger Dingos aus Australien. Die dortige Population hat eventuell den größten Anteil an „reinen“ Dingos. Sie sind in Nord- und Zentralthailand weit verbreitet, seltener auch in den südlichen Regionen. Daneben kommen sie eventuell auch in Burma, China, Indien, Indonesien, Laos, Malaysia, Papua Neuguinea, auf den Philippinen und in Vietnam vor, aber wenn, dann mit unbekannter Verbreitung. Dingos gelten als weit verbreitet in Sulawesi, aber ihre Verbreitung im Rest Indonesiens ist unbekannt. Sie gelten als selten auf den Philippinen und sind auf vielen Inseln möglicherweise ausgestorben. In Korea, Japan und Ozeanien gibt es zwar lokale Hunderassen, die dingoartige Merkmale haben, Dingos gelten dort aber als ausgestorben.

Ökologischer Einfluss des Dingos nach seiner Ankunft [Bearbeiten]
Es wird vermutet, dass der Dingo für das Aussterben des Beutelwolfes, des Tasmanischen Teufels und des Tasmanischen Pfuhlhuhns auf dem australischen Festland verantwortlich ist, da die Ankunft des Dingos und das Aussterben dieser Arten zeitlich zusammenfallen. Abgesehen davon scheinen Dingos aber nicht den gleichen Einfluss auf die heimische Fauna gehabt zu haben, wie es beispielsweise später Rotfüchse hatten. Dies könnte möglicherweise mit ihrer Jagdweise und der Größe von bevorzugter Beute, sowie der geringeren Zahl an Dingos in der Zeit vor der europäischen Kolonialisierung zusammenhängen.[42]

Die Annahme, dass Dingo und Beutelwolf Nahrungskonkurrenten waren, beruht auf der äußerlichen Ähnlichkeit der beiden Arten. Der Beutelwolf hatte einen stärkeren und effizienteren Biss, war aber wohl darauf angewiesen, relativ kleine Beute zu erlegen, während der stärkere Schädel und Hals des Dingos es diesem erlaubt, auch große Beute zu erlegen.[43] Der Dingo wäre dabei der überlegene Räuber, da er koordiniert in Rudeln jagen und Ressourcen besser verteidigen konnte, während der Beutelwolf vermutlich einzelgängerischer war. Zudem könnten wilde Populationen von Dingos Unterstützung durch Artgenossen aus der Nähe des Menschen gehabt oder einige Krankheiten eingeschleppt haben, für die der Beutelwolf anfällig war. Das Aussterben des Beutelwolfes auf dem Kontinent vor etwa 2000 Jahren wurde auch mit Veränderungen des Klimas und der Landnutzung durch die Ureinwohner in Verbindung gebracht. Den Dingo als Ursache zu benennen, ist zwar plausibel, es gibt aber deutliche morphologische Unterschiede zwischen beiden, was darauf hindeutet, dass die ökologische Überlappung beider Arten übertrieben sein könnte. Der Dingo hat eher das Gebiss eines Generalisten, während der Beutelwolf das eines Fleischspezialisten (ohne Merkmale für den Verzehr von Aas und Knochen) hat. Ebenso wurde argumentiert, dass der Beutelwolf ein flexibler Räuber war, der der Konkurrenz durch den Dingo hätte widerstehen müssen und stattdessen durch menschliche Verfolgung ausgestorben sei.

Ebenso hat diese Theorie Probleme zu erklären, warum der Dingo und der Tasmanische Teufel bis vor etwa 430 Jahren auf demselben Kontinent existiert haben, wenn der Dingo dessen Aussterben bewirkt haben soll. Eigentlich hätte die Gruppendynamik der Dingos den Teufel erfolgreich von Aas fernhalten können und da Dingos Knochen knacken können, wäre für den Teufel nicht viel übrig geblieben. Zudem sind Teufel auch erfolgreiche Jäger von kleiner bis mittlerer Beute und es hätte daher ebenso eine Überschneidung bei lebender Beute gegeben. Zudem stehen die Argumente, dass der Dingo das Aussterben des Beutelwolfes, des Teufels und des Pfuhlhuhn ausgelöst haben soll, im Gegensatz zueinander. Wenn der Dingo in seiner ökologischen Rolle dem Teufel und dem Beutelwolf ähnlich genug gewesen sein soll, um beide zu verdrängen, ist es eigenartig, dass das Pfuhlhuhn so lange mit beiden koexistieren konnte. Dies ist zwar möglich, die Hinweise darauf werden aber von Kritikern als schwach angesehen.[44]

Bedeutung [Bearbeiten]
Zuverlässige Daten über die exakten ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen von wilden Hunden gibt es bisher nicht. Zudem hängt die Bedeutung von wilden Hunden von verschiedenen Faktoren ab und eine Trennung zwischen Dingos und anderen Haushunden wird nicht zwangsläufig getätigt.

Das Aussehen eines wilden Hundes ist für seine ökologische Bedeutung wohl unbedeutend. Hierbei kommt es eher darauf an, was ein Hund tut, sprich welchen Platz im Ökosystem er einnimmt und welche Auswirkungen er hat. Im Gegensatz dazu ist das Aussehen eines wilden Hundes in Hinsicht auf seine kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung mitunter sehr wichtig. Hier wird oft verlangt, dass der wilde Hund äußerlich dem entspricht was erwartet wird, also entweder ein Dingo („reiner“ Dingo) ist oder wie einer aussieht.[45] Bei der wirtschaftlichen Bedeutung bezieht sich das bisher aber wohl nur auf die Fälle wo der „reine“ Dingo beispielsweise als Touristenattraktion gilt. Wo wilde Hunde als Schädlinge angesehen werden, spielt das Aussehen (wenn überhaupt) wohl nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Welche Bedeutung wilde Hunde im urbanen Bereich haben und ob sie eine Gefahr für Menschen (direkte Angriffe, Krankheiten und weiteres) sind, ist noch nicht geklärt.

Ökologische Bedeutung [Bearbeiten]
Heute wird der Dingo sowohl von vielen Biologen als auch Umweltschützern als Teil der australischen Fauna angesehen, vor allem weil diese Hunde schon vor Ankunft der Europäer dort existierten und eine gegenseitige Anpassung von Dingo und Ökosystem stattgefunden hat. Es gibt aber auch die gegenteilige Ansicht, dass der Dingo nur ein weiteres eingeschlepptes Raubtier beziehungsweise nur in Thailand heimisch sei.[46]

Vieles zur heutigen Stellung der wilden Hunde in den australischen Ökosystemen und speziell im urbanen Raum ist noch ungeklärt. Zwar versteht man die ökologische Rolle von Dingos in Nord- und Zentralaustralien, die von wilden Hunden im Osten des Kontinents aber weit weniger. Entgegen einigen Behauptungen[47] ist aber klar widerlegt worden, dass Dingos generell schädlich für das australische Ökosystem sind. Es wird meist angenommen, dass sie einen positiven Effekt haben.

Dingos gelten als Hauptbeutegreifer und üben womöglich generell eine ökologische Schlüsselfunktion aus. Daher gilt es als wahrscheinlich (mit zunehmenden Hinweisen aus der wissenschaftlichen Forschung), dass sie die Vielfalt innerhalb der Ökosysteme kontrollieren indem sie die Zahl der Beutetiere und Konkurrenten in Grenzen halten. Wilde Hunde jagen verwildertes Nutzvieh wie Ziegen und Schweine; sowie heimische Beutetiere und eingeschleppte Wildtiere. Eventuell beruht die geringere Verbreitung von wilden Ziegen in Nordaustralien auf der Anwesenheit der Dingos, ob sie deren Populationen wirklich regulieren, ist nach wie vor diskussionswürdig. Untersuchungen aus dem Jahr 1995 in den nördlichen Feuchttropen Australiens kamen zu dem Schluss, dass Dingos die Zahl der verwilderten Schweine dort nicht verringerten sondern ihre Raubzüge lediglich zusammen mit dem Vorkommen von Wasserbüffeln (die den Schweinen Zugang zu Nahrung erschweren) einen Einfluss auf die Schweinepopulation hat.[48]

Es gab Beobachtungen zur gegenseitigen Beeinflussung von Dingos und Fuchs- und Katzenpopulationen und Hinweise, dass Dingos Rotfüchsen und Hauskatzen den Zugang zu bestimmten Ressourcen versperren. Daher wird angenommen, dass ein Verschwinden der Dingos zu einem Anstieg der Populationen von Rotfüchsen und verwilderten Katzen und damit einem erhöhten Druck auf kleinere heimische Tiere führen kann. Bei Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass die Anwesenheit von Dingos einer der Faktoren ist, der die Zahl der Rotfüchse in einem Gebiet niedrig hält, wodurch der Druck auf andere heimische Arten abnimmt und diese aus betroffenen Gebieten nicht verschwinden. Ebenso konnte nachgewiesen werden, dass landesweit die Fuchspopulationen dort besonders hoch ist, wo Dingozahlen niedrig sind, allerdings wurde in Betracht gezogen, dass je nach Gebiet auch andere Faktoren dafür verantwortlich sein könnten.[19] Bei Untersuchungen in den Gebieten der Blue Mountains in New South Wales fand man Hinweise auf eine Konkurrenz zwischen wilden Hunden und Rotfüchsen, da es viele Überschneidungen im Beutspektrum gab. Allerdings fanden sich nur Hinweise auf lokale Konkurrenz, nicht im großen Maßstab.[49] Es ist aber auch möglich, dass Dingos in Gebieten mit ausreichend Nahrung (beispielsweise hoher Kaninchenzahl) und Versteckmöglichkeiten Seite an Seite mit Rotfüchsen und Hauskatzen vorkommen können, ohne dass die Zahl der Katzen und Rotfüchse abnehmen würde. Über die Beziehung von wilden Hunden und verwilderten Hauskatzen (beide existieren in den meisten Gebieten gemeinsam) ist fast nichts bekannt. Zwar fressen wilde Hunde auch Katzen, inwieweit das die Population aber beeinflusst, ist unbekannt.[19] Wilde Hunde leben in vielen Gebieten gemeinsam mit allen Beutelmarderarten, außer dem östlichen Beutelmarder, der wohl auf dem Kontinent ausgestorben ist, und gelten daher nicht als Bedrohung für diese.

Ebenso kann ein Verschwinden der Dingos möglicherweise eine Überhandnahme von Roten Riesenkängurus und Kaninchen bewirken. In den Gebieten, die nicht vom Dingozaun eingeschlossen sind, ist die Zahl der Kängurus und Emus niedriger als innerhalb, wobei die Zahl je nach Gebiet und Zeit wechselte. Da die Umwelt auf beiden Seiten nahe dem Zaun gleich ist, gilt der Dingo als starker Faktor in der Regulation dieser Tiere.[50] Deshalb wird von einigen Seiten gefordert, Dingopopulationen in Gebieten mit geringer Dichte ansteigen zu lassen oder sie wieder einzuführen, um den Druck auf bedrohte Populationen heimischer Arten zu mindern und sie in bestimmten Gebieten wieder ansiedeln zu können.

Kulturelle Bedeutung [Bearbeiten]
Ansichten über den Dingo beruhten oft auf seiner wahrgenommenen „Schläue“ und dass er auf dem Punkt zwischen wild und zivilisiert sitzt.[51]


Ein Dingo, welcher problemlos einer Straße entlang läuft.Einige der frühen europäischen Siedler verglichen Dingos mit Haushunden und sahen sie als solche an, andere verglichen sie dagegen mit Wölfen. Als Dingos mit der Zeit begannen, Schafe zu reißen, veränderte sich die Haltung der Einwanderer zu ihnen sehr schnell: Man sah sie als verschlagen und feige an, da sie sich nach Ansicht der Europäer nicht einem Kampf stellen und einfach im Busch verschwinden würden.[52] Dingos würden nicht aus Hunger töten, sondern aus Boshaftigkeit (ähnliches wird heute auch von Dingomischlingen behauptet)[53]. Ebenso wurden sie bald als promisk oder Teufel, mit einem giftigen Biss oder Speichel ausgestattet bezeichnet und Vorbehalte, sie zu töten, waren nicht notwendig. Mit der Zeit bekamen Fallensteller ein bestimmtes Prestige für ihre Arbeit, vor allem wenn die Dingos, die sie erlegten, besonders schwer zu fangen waren. Dingos wurden somit schnell mit Dieben, Vagabunden, Buschläufern und den Gegnern im Parlament gleichgesetzt. Der älteste Hinweis darauf, dass Politiker ihre Gegner als Dingos (damit als feige und verräterisch) bezeichneten, stammt aus den 1960er Jahren und wurde danach sehr populär.[36] Bis heute steht das Wort Dingo im australischen Slang für Feigling und Betrüger und Verb- und Adjektivform haben die entsprechende Bedeutung.[51]

Das Bild vom Dingo reicht heute von einer romantischen Verklärung[54] als völlig harmlos bis zur Dämonisierung als grundsätzliche Gefahr[55] für die Menschen und die Umwelt.[56] Für die einen ist der Dingo ein „lebendes Fossil“[9] oder ein „wunderschönes, einzigartiges Tier“[57] und gilt bei manchen auch nicht als Haushund sondern als Wolf. Dingos werden als Ikone Australiens bezeichnet, die erhalten werden soll (zumindest in „reiner“ Form) und ihr mögliches „Aussterben“ wird auch mit der des Beutelwolfes verglichen.[58] Wo Dingos trotz dieser „Rehabilitation“ als Schädlinge gesehen werden[55], kann dies bis zu Hass ausarten. Dabei wird mitunter gesagt, dass Dingos die Gesellschaft und das Ökosystem schädigen würden (beispielsweise dass sie grundsätzlich für das Aussterben von heimischer Fauna verantwortlich wären). Dingos (egal ob „rein“ oder nicht) werden dann als Geißel angesehen, die ausgerottet werden muss. In solchen Fällen wird es auch als akzeptabel betrachtet, wenn alle wilden Hunde ausgerottet werden müssen, um ein Menschenleben zu retten.[47] Dabei gibt es auch unter den Bürokraten die Ansicht, dass wilde Hunde grausam gegenüber Schafen und Rindern wären und somit Grausamkeit gegen sie selber gerechtfertigt ist.[59]

Hunde haben traditionell eine privilegierte Stellung in der indigenen Kultur Australiens (die der Dingo vielleicht vom Beutelwolf übernommen hat) und der Dingo ist ein bekanntes Element von Felsenbildern und Höhlenmalereien.[8] Es gibt Zeremonien (wie die Totenklage am Kap York in Form von Geheul[32]) und Traumzeitgeschichten in Bezug auf den Dingo, die über die Generationen weitergegeben wurden; es existieren starke Gefühle in der Gesellschaft der Aborigines, dass Dingos nicht getötet werden sollten und in einigen Gebieten legen sich Frauen junge Dingos an die Brust. Meistens werden sie mit erstaunlicher Nachsicht behandelt, wobei auch hier die Gründe nicht unbedingt in einer Freundlichkeit liegen müssen, da mitunter auch sehr brutal gegen Hunde vorgegangen wird. Ein großes Zugehörigkeitsgefühl scheint aber dennoch zu bestehen, auch wenn die Gründe nicht immer klar sind. Ebenso wie sich viele Kolonialisten Dingos als Haushunde besorgten, so besorgten sich auch viele Ureinwohner schnell Hunde der Einwanderer. Dieser Prozess ging so schnell voran, dass Francis Barrallier (der erste Europäer, der das australische Inland erforschte) im Jahr 1802 entdeckte, dass ihm bereits fünf Haushunde europäischer Abstammung zuvorgekommen waren.[36] Von mancher Seite wird die Theorie geäußert, dass andere Haushunde die Rolle der „reinen“ Dingos übernehmen werden.[54] Tatsächlich bezeichnet die Mehrzahl der Mythen über Dingos sie einfach als Hunde (ob diese Rolle von anderen Haushunden übernommen wurde oder für die Erzähler kein Unterschied besteht, ist nicht klar)[8] und auch andere eingeführte Lebewesen wie Wasserbüffel und Hauskatzen wurden in einigen Gebieten bereits in die Kultur der Ureinwohner in Form von Ritualen, traditionellen Zeichnungen und Traumzeitgeschichten aufgenommen.[51]

Der Dingo steht in Verbindung mit heiligen Orten, Totems, Ritualen und Charakteren der Traumzeit. Es gibt Geschichten, die besagen, dass Hunde das Übernatürliche sehen können, Wachhunde sind und vor bösen Mächten warnen. Es gibt Hinweise darauf, dass Hunde mit ihren Besitzern bestattet wurden, um sie auch nach dem Tod vor bösen Einflüssen zu beschützen.[60] Die meisten veröffentlichten Mythen über Dingos stammen von Gruppen aus der Westlichen Wüste und zeigen eine erstaunliche Komplexität. In einigen Geschichten spielen Dingos die Hauptrolle, in anderen Nebenrollen. Einmal ist er ein Vorfahre der Traumzeit, der Menschen und andere Dingos erschafft beziehungsweise ihnen ihre Gestalt gibt. Dann gibt es Erklärungen über die Schöpfung, darüber wie gewisse Dinge sind und was man tun sollte. Es gibt Mythen von Gestaltwandlern (Mensch zu Dingo oder Dingo zu Mensch), „Dingomenschen“ und über die Erschaffung bestimmter Landschaften oder Elemente der Landschaft, wie Wasserstellen oder Berge. Ebenso ist er in anderen für den Tod verantwortlich. In anderen Mythen wird Auskunft über soziales Verhalten und Warnungen an die, die sich nicht an die Regeln der Gruppe halten wollen gegeben. Geschichten können Territoriumsgrenzen anzeigen oder Dingos selber für bestimmte Mitglieder der Gesellschaft stehen, zum Beispiel aufmüpfige Dingos als Warnung für „wilde“ Mitglieder des Stammes. Der Dingo hat in anderen Geschichten auch eine wilde und unkontrollierbare Seite und es existieren viele Geschichten von Dingos, die Menschen töten und fressen (beispielsweise über den Mamu, der den Geist jedes Kindes fängt und frisst, das sich vom Lagerfeuer entfernt). Andere Geschichten erzählen von einem riesigen menschenfressenden Teufels-Dingo, aus dem später die eigentlichen Dingos entstanden. Der Hund erscheint dabei als eine mörderische, bösartige Kreatur, die – von der Abwesenheit von subtilem Verstand abgesehen – einem Trickster ähnelt, da er die Rolle eines spitzbübischen Gegenspielers für ändere mythische Figuren darstellt. Viele mythologische Wesen fallen blutrünstigen Hunden zum Opfer oder entkommen ihnen. Auch hier haben die einzelnen Figuren eine bestimmte Bedeutung und werden mitunter zu Bestandteilen der Landschaft. Auch die Aktionen der Hunde selber führen beispielsweise dazu, dass aus herumfliegenden Knochen und Fleischstücken Steine und Bäume oder Blut zu rotem Ocker werden.

Wirtschaftliche Bedeutung [Bearbeiten]
Wilde Hunde sind für eine Reihe von negativen und unerwünschten Einflüssen auf die Viehwirtschaft in ganz Australien bekannt und gelten in Australien als Schädlinge seit dem Beginn der europäischen Viehwirtschaft. Dabei sind die Schafe die häufigsten Beutetiere, gefolgt von Rindern und Ziegen. Es wurde aber erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit damit begonnen, zu erforschen wie groß die Schäden tatsächlich sind und warum das Problem existiert. Es gibt viele Ursachen für den Tod eines Nutztieres und beim Auffinden kann es oft zu spät sein, um sicher sagen zu können, woran das Tier gestorben ist. Da der Ausgang eines Angriffs auf Nutztiere zu einem großen Teil von dem Verhalten und der Erfahrung des Angreifers und der Beute abhängen, gibt es (außer vielleicht direkte Beobachtungen) keinen sicheren Weg, um zu bestimmen, ob ein Angriff von Dingos oder anderen Haushunden ausgeführt wurde. Auch die Überreste von Nutzvieh im Kot von wilden Hunden weist sie nicht zwangsläufig als Schädlinge aus, da sich wilde Hunde auch von Aas ernähren. Genaue Zahlen oder verlässliche Schätzungen zu Schäden durch wilde Hunde sind daher schwer zu bekommen und selten verlässlich. Auch wenn Nutztiere keinen großen Teil der Nahrung der Dingos ausmachen sollten, so sagen diese Beobachtungen nichts über das Ausmaß des Schadens aus, den Dingos der Viehwirtschaft zufügen können.

Die Bedeutung des Dingos als Schädling geht hauptsächlich auf dessen Beutezüge auf Schafe und zu einem geringeren Anteil auf Rinder zurück und hängt nicht allein mit dem direkten Verlust von Nutzvieh zusammen. Schafe jeden Alters sind für Angriffe von Dingos empfänglich, bei Rindern besteht diese Gefahr nur für Kälber. Belästigung von Schafen kann zu weniger optimalen Nutzung des Weidelands und Fehlgeburten führen.


Verbreitung von wilden Hunden und Nutzvieh (nach Breckwoldt 1988, Corbett 1995a, Fleming 1996a).Die Rinderwirtschaft kann niedrige bis mittlere Grade und mitunter sogar hohe Grade an wilden Hunden tolerieren (weshalb Dingos dort nicht so schnell als Schädlinge gelten), bei Schafen und Ziegen besteht eine Null-Toleranz-Haltung. Die größte Gefahr geht dabei von Hunden aus, die innerhalb oder nahe den Koppelgebieten leben. Das Ausmaß an Schafsverlusten ist aufgrund von weiten Weidegebieten in einigen Teilen Australiens nur schwer zu ermitteln. Bei Rindern sind die Verluste weit variabler und nicht so gut dokumentiert. Zwar kann der Verlust an Kälbern bis auf 30 % steigen[28], der normale Verlust liegt aber bei 0–10 %.[61] Dabei sind Faktoren wie das Vorkommen heimischer Beute als auch das Abwehrverhalten und die Gesundheit der Rinder bestimmend für die Höhe der Verluste. Eine Studie in Zentralaustralien aus dem Jahre 2003 bestätigte, dass Dingos, wenn genügend andere Beute wie Kaninchen und Kängurus vorhanden sind, nur geringen Einfluss auf die Rinderbestände haben. In einigen Gebieten Australiens geht man davon aus, dass die Schäden für die Rinderwirtschaft minimiert werden können, wenn man Mutterkühe mit Hörnern anstelle von hornlosen einsetzt.[7] Die genaue wirtschaftliche Bedeutung ist in diesem Fall nicht bekannt und es gilt als unwahrscheinlich, dass bei einzelnen Besitzern die Rettung einiger Kälber die Kosten für die Eindämmungsmaßnahmen aufwiegen würden. Kälber erleiden meistens weniger tödliche Verletzungen als Schafe aufgrund ihrer Größe und dem Schutz durch die erwachsenen Rinder und haben eine höhere Chance, Angriffe zu überleben. So kann es vorkommen, dass Hinweise auf Hundeangriffe erst bemerkt werden, wenn die Rinder eingezäunt sind und Spuren wie zerbissene Ohren, Schwänze und andere Wunden entdeckt werden. Die Ansichten von Rinderwirten gegenüber Dingos sind weit variabler als die der Schafwirtschaft und einige Landbesitzer sind der Ansicht, dass es in Dürreperioden besser für die geschwächten Mutterkühe ist, wenn sie ihre Kälber verlieren (und diese dann nicht mehr versorgen müssen) und daher werden Dingos dort selten getötet. Diese Theorie wurde auch von Dr. Laurie Corbett vertreten.[32] Ebenso profitiert die Rinderwirtschaft womöglich von den Raubzügen der Dingos auf Kaninchen, Ratten und Kängurus. Zudem hat die Sterblichkei

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